Nachdem wir die Sommerpause dafür genutzt haben, die Entscheidungen der verantwortlichen Personen beim 1. FC Köln zu analysieren, möchten wir uns kurz vor Saisonbeginn umfassend äußern und unser Fazit zu den Geschehnissen der vergangenen Monate ziehen.
Wenngleich wir als Südkurve 1. FC Köln keine Köpfe fordern, können wir die Kritik an der Vereinsführung nachvollziehen. Mit dem Setzen von Leitplanken befindet sich der Vorstand auf dem richtigen Weg. Dennoch steht für uns nach dieser Abstiegssaison fest: Sich für eine Geschäftsführung zu entscheiden und diese „machen zu lassen“, funktioniert nur bedingt. Hier sollten strategisch mehr Vorgaben gemacht werden, um kontinuierlich Vorgänge hinterfragen zu können.
Finanzen & Kaderplanung
Unabhängig davon sehen wir die finanzielle Gesundung des Vereins als eine absolute Notwendigkeit an. Der FC wurde nicht „kaputtgespart“, vielmehr mussten Verbindlichkeiten der jahrelangen Misswirtschaft in der jüngeren Vergangenheit bedient werden. Darüber hinaus bewerten wir die Etablierung einer einheitlichen Spielidee von der Jugend bis zu den Profis durch Christian Keller positiv. Diese Spielidee gilt es weiter auszubauen und so umzusetzen, dass sie dem 1. FC Köln langfristig einen Vorteil gegenüber anderen Vereinen verschafft. Ebenso ist es ein unabdingbarer Schritt, die Infrastruktur am Geißbockheim zu verbessern, um langfristig die Zukunft des Vereins zu sichern. Darüber hinaus teilen wir die Überzeugung, an den richtigen Werten des Fußballsports festzuhalten, für die 50+1-Regel einzutreten und einen Investoreneinstieg bei der DFL abzulehnen.
Gleichwohl muss sich die sportliche Leitung für die Kaderplanung der Abstiegssaison verantworten. Die Mannschaft war schlichtweg nicht breit genug aufgestellt, um Verletzungssorgen ausreichend auffangen zu können. Zudem wurde zu sehr auf die Karte „Steffen Baumgart“ gesetzt. Keine – noch so populäre – Person ist größer als der Verein. Das Vorgehen eines Trainers, sich auf deutschsprachige Spieler zu beschränken oder den Handlungsspielraum neben den finanziellen Rahmenbedingungen weiter einzuschränken, darf sich nicht wiederholen. Im Zweifel müssen auf der sportlichen Ebene auch unpopuläre Entscheidungen getroffen und die vielzitierte „Unruhe“ in Kauf genommen werden.
Transfersperre
Zur Transfersperre haben wir uns bislang relativ bedeckt gehalten. Schließlich gehören wir nicht zu denjenigen, welche die Machenschaften der Verbände billigen. So korrupt sich die Verbände wie die FIFA auch geben, sind die Statuten hinsichtlich der Verpflichtung junger Spieler allerdings eindeutig. Das Wirken von Jörg Jakobs hat in diesem Zusammenhang zu Recht zu seiner Entlassung geführt. Aus unserer Sicht kann man hier weniger vom Bauernopfer, als von einem richtigen Schritt der verantwortlichen Personen sprechen.
So richtig dieser Schritt gewesen ist, so falsch war die juristische Einschätzung des Vorstands und der Geschäftsführung zur drohenden Klage. Wir verstehen zwar, dass man nicht bereit war, seine Position zum Zeitpunkt vor dem CAS-Urteil in der Öffentlichkeit aus taktischen Gründen zu revidieren. Spätestens jedoch als diese krachend scheiterte, wäre der Mitgliederstammtisch in der Sommerpause der Zeitpunkt gewesen, um für Klarheit zu sorgen. Leider wurde dies verpasst.
In diesem Zusammenhang können wir die Reaktion des Vorstands am Newsletter des Mitgliederrats nicht nachvollziehen. Wir erwarten von einem Aufsichtsorgan, dass dieses sich kritisch mit der Arbeit eines Vorstands auseinandersetzt. Dies hätte früher erfolgen können, aber den Inhalt des Newsletters insbesondere im Hinblick auf Kontrollmechanismen teilen wir.
Mitgliederrat
Die Vereinsstrukturen sind aus unserer Sicht der Grund, dass der 1. FC Köln trotz Transfersperre und Corona-Spätfolgen in der Lage ist, den größten Teil des Kaders zu halten, ohne sich neu verschulden zu müssen. Dass eine Schar von Sportjournalisten immer noch nicht müde wird jedwede Situation zu nutzen, um diese Strukturen anzugreifen, lässt tief blicken. Hier darf das Narrativ der „Vollamateure“ oder (seit neuestem) „Laien“ scheinbar zum Selbstzweck herhalten. Im gleichen Atemzug wird eine vermeintlich „schädliche Unruhe“ beschworen. Dieser Argumentationslinie können wir nichts abgewinnen. Der 1. FC Köln lebt durch seine Fans und Mitglieder. Wir erwarten von allen Verantwortlichen, dass sie das als Chance und Privileg begreifen und nicht als Standortnachteil.
Selbstverständlich ist auch die Arbeit des Mitgliederrats hinsichtlich seiner Aufgabe der Kontrolle des Vorstands kritisch zu beleuchten. In Hinblick auf die anstehende Wahl für den Mitgliederrat werden wir die Kandidaten genau unter die Lupe nehmen. Neben den für uns relevanten vereinspolitischen Aspekten ist es für uns auch unabdingbar, dass die gewählten Personen ihren Auftrag ernst nehmen und im Sinne des Vereins handeln. Der Platz im Mitgliederrat dient nicht dazu, sein persönliches Netzwerk aufzubauen, Privilegien in Anspruch zu nehmen oder mit dem Vorstand in sozialen Netzwerken zu posieren. Der Blick von außen reicht schon aus, um zu erkennen, dass bei amtierenden oder mittlerweile ehemaligen Mitgliederräten der Fokus augenscheinlich eher auf dem persönlichen Vorteil als auf den des Vereins gerichtet ist. Diese Erfahrung wird in unsere Wahlempfehlung einfließen. Dabei wird auch die fachliche Eignung der Kandidaten eine noch größere Rolle spielen.
Blick in die Zukunft
Der 1. FC Köln steht vor einer Zeitrechnung voller Herausforderungen. Der Kader für die zweite Liga steht, ohne dass man sich dafür finanziell oder anderweitig verbiegen musste. Die ersten Pflichtspiele werden zeigen, ob der Trainer zur Mannschaft passt und die erwähnte Spielidee greift. So schmerzlich ein Rückschritt auch ist, kann hier die Chance ergriffen werden, wichtige Inhalte umzusetzen. Die Entwicklung von jungen Spielern sollte hierbei nicht aus der Not entstehen, sondern viel mehr als langfristige Philosophie verstanden werden.
Darüber hinaus sollten die Mitglieder verstärkt in die nächsten wichtigen Schritte einbezogen werden. Am Beispiel Geißbockheim sieht man, was die Basis bewirken kann. Hier sind alle Beteiligten aufgefordert mit anzupacken. Wer den Verein mitgestalten möchte, sollte nicht nur darauf achten, welche Richtung die Verantwortlichen einschlagen, sondern sich auch an anderen Stellen entsprechend einbringen. In dieser Hinsicht möchten wir jetzt schon auf die Mitgliederversammlung am 24.09.2024 hinweisen.
Schlussendlich sind wir froh, dass das Team Zukunft mittlerweile der Vergangenheit angehört. Abermals hat sich gezeigt, dass Inhalte wichtiger sind als Personen. An diesen Grundsatz werden wir uns auch in den kommenden Jahren halten und uns bei allen Entscheidungen an unseren Zielen orientieren.