Es ist fast drei Jahre her, da wurde dem Profifußball durch die Corona-Pandemie eine Zwangspause verordnet. Die Entscheidungsträger sprachen öffentlich von Demut und davon, den Fehlentwicklungen im Fußball nachhaltig entgegenwirken zu wollen. Drei Jahre später ist von dieser Haltung nichts mehr zu spüren. Der Zirkus Profifußball geht weiter und die Gier der Protagonisten ist ungebrochen.
Die DFL befindet sich in einem intransparenten Prozess, um neue Geldquellen zu erschließen. So wird mit der Gründung einer Tochtergesellschaft für die Vermarktung der Marketingrechte kokettiert. Von dieser Tochtergesellschaft sollen Anteile veräußert werden, um Geld in die Kassen der DFL bzw. der Clubs zu spülen. Es soll mehrere Interessenten geben, die über den Erwerb eines Minderheitsanteils nachdenken und dafür rund drei Milliarden Euro investieren würden. Das vermeintliche Ziel der DFL ist, die internationale Konkurrenzfähigkeit zu gewährleisten und die Digitalisierung voranzutreiben.
Was auf den ersten Blick sehr abstrakt klingt, hätte einen unmittelbaren und unwiderruflichen Einfluss auf unseren Fußball. Für einen potenziellen Investor dürften die Belange von Fußballfans von nicht allzu großer Bedeutung sein und der Fokus wird einzig und allein auf der Steigerung der Erlöse liegen, an denen der Investor partizipiert.
Daher ist davon auszugehen, dass ein Anteilsverkauf einen massiven Einfluss auf den Spielbetrieb nehmen würde. Die Zerstückelung des Spieltags könnte völlig neue Dimensionen erreichen. Daraus würde die stärkere Vermarktung von Einzelspielen resultieren. Womit eine Wertsteigerung der Übertragungsrechte einhergehen würde, die zu noch höheren Kosten für Kneipenwirte und Fans, die den Fußball im Fernsehen schauen, führen würde. Ein Blick nach Spanien zeigt, welche Auswüchse ein solcher Investoreneinstieg haben könnte. Dort gibt es bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine parallelen Spiele mehr und der Superpokal findet in Saudi-Arabien statt. Die Möglichkeit zur Erschließung immer neuer Werbemöglichkeiten während des Spiels wird wohl kaum ungenutzt bleiben. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung bei kritischen Botschaften aus der Kurve, um die Vermarktung des Produktes „Fußball“ nicht zu stören, ist sicherlich auch denkbar.
Da es sich bei dem Großteil der potenziellen Investoren um Private Equity Unternehmen handelt, ist es eigentlich nur logisch, dass die erworbenen Anteile zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend wieder veräußert werden. Private Equity meint zu Deutsch Beteiligungskapital und die entsprechenden Gesellschaften investieren in Unternehmen, um bei einem Verkauf zu einem späteren Zeitpunkt von der Beteiligung zu profitieren. So könnten sich immer neue Investoren, mit noch absurderen Ideen, die Klinke in die Hand geben.
Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass, wenn die DFL die Einnahmen aus dem Anteilsverkauf auf die 36 Proficlubs aufteilt und mehr Geld im Markt ist, die Gehaltsforderungen von Spielern und die Honorare von Beratern sowie die Ablösesummen weiter in die Höhe schießen.
Der Anteilsverkauf wäre ein weiterer Meilenstein im bereits laufenden Rattenrennen des modernen Fußballs. Dahinter steckt die Milchmädchenrechnung, dass mehr Kapital die Investitionsmöglichkeiten und damit die sportliche Qualität, sowie die Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Bisher konnte aber noch niemand erklären, warum ein mittelmäßiger Bundesligaspieler bei Verdopplung seines Gehalts seine sportliche Qualität verbessern sollte.
Ein weiterer Effekt wäre, dass nach einem einmaligen Geldregen die gestiegenen Kosten nicht ohne Weiteres wieder sinken würden. Die Suche nach neuen Einnahmequellen würde zwangsläufig von vorne beginnen und eventuell Clubs dazu bringen, auch eigene Anteile zu verkaufen. Inwieweit sich dadurch die Spannung im Kampf um die Meisterschaft erhöhen würde, darf zudem bezweifelt werden. Da ein Club wie der FC Bayern immer darauf bedacht sein wird, sich bei der Verteilung neuer Einnahmequellen den größten Anteil zu sichern.
Bei der Thematik darf zusätzlich die große Diskrepanz der 36 Proficlubs zu den unterklassig spielenden Vereinen nicht vernachlässigt werden. Die berüchtigte Schere würde immer weiter auseinander gehen und die Unterschiede in den finanziellen Möglichkeiten zwischen den Clubs der 2. Bundesliga und der 3. Liga würde sich massiv vergrößern.
Ein Aufstieg von Drittligaclubs in die zweite Bundesliga könnte in Zukunft nur noch damit einhergehen, wenn erhöhte finanzielle Risiken eingegangen werden. Wozu dies führen kann, zeigt die hohe Anzahl an Traditionsvereinen in den Regionalligen.
Demut und Nachhaltigkeit spielen in den Überlegungen eines Anteilverkaufs der DFL keine Rolle. Die Integrität des Wettbewerbs ist mehr denn je in Gefahr, obwohl die Vorschläge von Zukunft Profifußball beispielsweise schon lange auf dem Tisch liegen. Innerhalb der DFL bedarf es für das oben skizzierte Vorhaben eine ⅔ Mehrheit. Wir als Südkurve 1. FC Köln appellieren an alle Vertreter, sich gegen diesen Anteilsverkauf zu stellen. Lasst euren Worten Taten folgen – Fußball als Volkssport erhalten!