Kaum war die Zustellung der Einladung für die Mitgliederversammlung 2021 erfolgt, mussten sich die einzelnen Mitglieder auch schon mit der Anmeldung auseinandersetzen. Diese verlief für die meisten FC-Mitglieder recht problemlos, da fast jeder bereits über den FC Karten bestellt hat oder anderweitig seine Daten verifizieren lassen musste. Generell bleibt hier zu sagen, dass die Registrierung gut funktioniert hat. Bei der Zusendung der Anmeldenamen sowie Passwörter soll es dann jedoch vereinzelt Probleme gegeben haben. Anzumerken sei in diesem Zusammenhang, dass im Nachhinein keinerlei Überprüfung stattfinden konnte, wer tatsächlich vor dem Bildschirm sitzt. Bereits im Vorfeld wurde von unabhängiger Seite darauf hingewiesen, dass Mitgliedern Ihre Daten weitergeben könnten. Gepaart mit der Möglichkeit, sich über einen Bildschirm mit mehreren Accounts anzumelden, waren dem Missbrauch somit in gewisser Weise Tür und Tor geöffnet.
1000 Zeichen, Chatfenster und eine kurze Zeitspanne, in welcher Beiträge verfasst und eingetippt werden sind sicherlich kein Ersatz für eine mündliche Aussprache. Zudem wäre durch die begrenzte Eingabezeit (am Ende drei Minuten) wohl auch ein Stenograph an seine Grenzen gekommen. Sowohl diese Vorgehensweise als auch das Vorformulieren von Fragen entspricht nicht dem Diskurs, den eine Mitgliederversammlung erst zu einer ebensolchen macht. Wenn auch rechtlich wohl wasserdicht, bleibt der im Vorfeld definierte Ablaufprozess daher höchst kritisch zu hinterfragen. Von Anfang an war zu spüren, dass eine virtuelle Versammlung vielleicht pandemiebedingt temporär nicht anders möglich war, aber dennoch nie einen unmittelbaren Austausch ersetzen kann. Darüber hinaus gestaltete sich der Ablauf, auch durch verschiedene Verfahrensanträge, recht holprig.
Für die Versammlung angemeldet hatten sich etwas über 9.000 Personen. Davon anwesend waren bei den ersten Abstimmungen ca. 5.200. Demnach haben sich, trotz des recht einfachen Anmeldeprozesses und der Möglichkeit alles vom Wohnzimmertisch aus zu verfolgen, ca. 5 % der Mitgliedschaft angemeldet. Die Zahlen sind grob dargestellt, doch geben sie, ohne überhaupt näher auf die Versammlung einzugehen, das grundlegende Interesse wieder. In den Jahren 2017 und 2018 fanden über 6.000 Mitglieder den Weg in die Arena um dem höchsten Organ des 1. FC Köln 01/07 e.V. beizuwohnen – wohlgemerkt Montags bzw Mittwochs abends. Im Jahr 2019, an einem Sonntag im September, hatten sich rund 3300 Mitglieder in der Arena eingefunden. Das Märchenbuch von den abertausenden Mitgliedern, die bei einer Mitgliederversammlung zuhause bleiben, weil sie es aus verschiedenen Gründen nicht an den Versammlungsort schaffen, kann somit zugeschlagen werden. Vier Stunden und einige Mitglieder weniger, kam es dann endlich zur ersten Aussprache. Dem zuvor sind bereits zwei Anträge eingegangen, welche die Wahl von Carsten Wettich vorziehen wollten. Augenscheinlich von Mitgliedern, denen der demokratische Austausch offenbar weitaus weniger wichtig ist, als schneller fertig zu werden.
Als um kurz nach 22 Uhr das Chatfenster für die Aussprache geschlossen war, harrte man der Dinge. Bereits hier kamen unzählige Meldungen von Mitgliedern, dass sich das Chatfenster nicht öffnen ließ, die Nachricht nicht abgeschickt wurde oder aber sich das Fenster nach 10 Sekunden wieder geschlossen hatte. Die Folge waren eine Flut von Nachrichten an die eingerichtete Mailadresse für die Versammlung sowie Sturmklingeln in der Hotline. Einzelne Mitglieder hatten hierbei bis zu vier Wortmeldungen, während andere Mitglieder überhaupt keine Möglichkeit hatten ihre Fragen zu stellen. Interessanterweise waren viele dieser Wortmeldungen gefühlt deutlich länger als die festgelegten 1000 Zeichen und handelten dabei vornehmlich um Lobhudelei für Alexander Wehrle, Konflikte zwischen Fans1991 und dem Mitgliederrat oder wann Poldi zurückkommt. Kurz nach der Aussprache konnte dann im dritten Anlauf auch der Antrag auf Vorverlegung der Wahl durchgeboxt werden. Auch hier sehr verwunderlich, dass gleichklingende Anträge mehrmals gestellt werden konnten, andere jedoch nicht einmal vorgelesen wurden.
Als kurz nach Mitternacht die Wahl von Wettich eingeleitet wurde, war es jedem recht schnell klar, dass diese Versammlung bis in den Morgen hineindauern würde. Interessant hierbei, dass diese Wahl nur noch knapp 3.000 Mitglieder verfolgten und abstimmten. Um halb zwei dann der nächste Antrag. Diesmal auf Vertagung der Punkte 12 und 13 auf die kommende Mitgliederversammlung. Wieder ein harscher Eingriff in die Struktur der Versammlung. Da für die meisten Anwesenden die wichtigsten Punkte abgeschlossen waren, wurde dieser Antrag auch mehrheitlich angenommen. Im kritischen Rückblick menschlich wohl verständlich. Doch führt dies im Kern nur dazu, dass die kommende Versammlung, auf welcher wohlgemerkt der Mitgliederrat gewählt werden soll, zu einer noch längeren Veranstaltung werden könnte.
Die virtuelle Mitgliederversammlung hat gezeigt, dass der Verein durch seinen Souverän, seine Mitglieder, lebt und diese müssen die Vereinskultur unmittelbar in den für sie gewohnten Versammlungsstrukturen ausleben können. Das Zusammenspiel zwischen Emotionen, Redebeiträgen, Reaktionen und Intensität fügt sich am Ende zu dem großen Ganzen. Der 1. FC Köln kommt ohne hybride oder sonstige Versuche aus, eine Versammlung virtuell durchzuführen. Eine Mitgliederversammlung, egal welcher Größe, muss zu 100% in Präsenz stattfinden!
Fazit zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln
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