Morgen startet der 1.FC Köln in die Rückrunde. Wir möchten diesen Zeitpunkt nutzen, um die jüngsten Entwicklungen in unserem Verein Revue passieren zu lassen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk unserer Beobachtungen auf den vereinspolitischen Geschicken des Clubs.
Seit der Mitgliederversammlung im September steht dem 1.FC Köln ein neuer Vorstand vor. Wir würden lügen, wenn wir behaupten würden, dass das Ausscheiden von Markus Ritterbach und Toni Schumacher in unseren Reihen nicht mit einer großen Portion Zufriedenheit und Erleichterung zur Kenntnis genommen wurde. Natürlich war und ist uns bewusst, dass Funktionäre eines Profifußballvereins im 21. Jahrhundert das Rad der Zeit nicht vollständig anhalten oder gar zurückdrehen können. Auch die Vielzahl an Fehlern, die das ausgeschiedene Vorstandsteam begangen hat, können nicht von jetzt auf gleich ausgebessert werden. Unsere Erwartungshaltung an den neuen Vorstand ist dementsprechend relativ gering.
Trotzdem wurde ein Großteil der Äußerungen des neuen Vorstandes von unserer Seite äußerst positiv zur Kenntnis genommen, wenngleich hierbei keinerlei Vorschusslorbeeren verteilt worden sind. Klare Positionierungen zum Standort Müngersdorf, die Ablehnung eines Einstieges jeglicher Investoren (auch wenn sie strategische Partner genannt werden) sowie der Erhalt des Geißbockheims sind Aussagen an denen sich der derzeitige Vorstand in Zukunft messen lassen muss.
Wir für unseren Teil werden nicht müde, diese Kernziele unseres Verbundes zu artikulieren und für diese einzustehen! Natürlich möchten wir hierbei auch nicht den Blick auf das Wesentliche verlieren und dabei realistisch bleiben: Der sportliche Erfolg des 1. FC Köln ist ein Ziel des Vereins, welches wir voll und ganz unterstützen! Um dies zu erreichen, müssen allerdings alle am selben Strang ziehen. Unnötige Machtkämpfe unter den Verantwortlichen, die in der Öffentlichkeit ausgetragen werden, sollten der Vergangenheit angehören.
Für uns hat sich nie die Frage gestellt, ob Partnerschaften mit staatlichen chinesischen Institutionen und Unternehmen mit den Werten des 1. FC Köln vereinbar sind. Unser Standpunkt war schon zu Zeiten des vorherigen Vorstands eindeutig: Solche Geschäftsbeziehungen lehnen wir unmissverständlich ab und fordern eine klare Haltung gegen totalitäre Systeme!
Rechtfertigungen, gegenüber der DFL oder gar Zurechtweisungen ehrenamtlich arbeitender Vereinsmitglieder und dies auch noch in der Öffentlichkeit, sind für uns der falsche Weg, auch wenn wir um die Sachzwänge der Verantwortlichen wissen. Die Handlungen aber, auch insbesondere die Äußerungen zur Causa China, wirkten leider wie ein Rückfall in alte Zeiten. Wir hoffen, dass sich die betroffenen Personen aussprechen und den Mitgliedern ein weiteres Kommunikationsdesaster ersparen.
Unabhängig davon sind wir weiterhin der Ansicht, dass ein sportlicher Erfolg nicht nur, aber auch von positiven wirtschaftlichen Zuständen des Vereins beeinflusst wird. Leider machen es andere Vereine in der Region vor, wie erfolgreicher Fußball mit eigenem Nachwuchs nachhaltig gespielt werden kann, ohne sich von Investoren abhängig machen zu müssen. In diesem Zusammenhang sollten langfristige Vertragskonstellationen mit völlig überhöhten Gehältern nicht nur der Vergangenheit angehören, sondern bestehende Verträge untersucht werden. Das dies natürlich nicht nur Zeit, sondern auch Substanz benötigt, wissen wir.
Eine Untersuchung sämtlicher Bereiche in diesem Verein ist aber nicht nur notwendig, sondern wird in unseren Augen irgendwann überlebenswichtig sein, um den 1. FC Köln langfristig in der ersten Liga zu etablieren. Das operative Tagesgeschäft sowie das Einarbeiten in sowie Überprüfen von bestehenden Strukturen, scheint als Außenstehender allerdings kräftezehrender als zu Beginn erhofft. So scheint es, dass viele Dinge noch nicht wie gewünscht oder angekündigt angestoßen und umgesetzt werden konnten. In unseren Augen muss innerhalb des Vereins jedoch noch deutlicher zu spüren sein, dass der von der Mitgliedschaft gewählte Vorstand die Zügel in der Hand hält und keine temporär eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entscheiden haben, was gut oder schlecht für den 1.FC Köln ist.
Ein positives Fazit können wir im Hinblick auf die bislang unaufgeregter und sachlicher wirkende Öffentlichkeitsarbeit des Vereins ziehen und möchten die handelnden Personen bestärken, sich von diesem eingeschlagenen Weg nicht abbringen zu lassen.
Das Ausscheiden von Jürgen Sieger aus dem Vorstand des 1.FC Köln nach nicht einmal 100 Tagen im Amt löste hingegen logischerweise keine Freudensprünge aus. Er lehnte beispielsweise den Einstieg von Investoren von ganzem Herzen vehement ab und passte fachlich und menschlich hervorragend in das Anforderungsprofil, wie wir uns ein Vorstandsmitglied vorstellen. An dieser Stelle danken wir Jürgen Sieger recht herzlich für sein Engagement innerhalb des Vorstandes und seine weiteren Verdienste rund um unseren Verein und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.
Nach dem ersten Schock des Ausscheidens Jürgen Sieger zeigte die, öffentlich fast geräuschlose Nachbesetzung der offenen Vorstandsposition durch den Mitgliederratsvertreter Carsten Wettich, dass unser Verein über eine äußerst demokratische und vor allem funktionierende Satzung verfügt, auf welche aus vielen Teilen Fußballdeutschlands neidisch geblickt wird. Hierzu verweisen wir u. a. auf den Faktencheck des Mitgliederrates, welches im letzten Geißbockecho veröffentlicht wurde und mit dem Vorurteil „Der 1.FC Köln hat zu viele Gremien“ aufräumt.
Weiterhin sei an dieser Stelle erwähnt, dass wir den Mitgliedern des Mitgliederrates für ihre bisher geleistete Arbeit unseren Respekt aussprechen können. Die bislang, in unseren Augen unangemessen und zum Teil unsachlich geäußerte Kritik am Mitgliederrat, beispielsweise in sozialen Medien, entspricht nicht unseren Vorstellungen einer Diskussionskultur im Umfeld unseres Vereins und wird von uns nicht geteilt! Sollte es in Zukunft zu kritikfähigen Handlungen kommen, sollte diese Kritik an ehrenamtlich arbeitenden FC-Fans durchweg sachlich und respektvoll geäußert werden.
Es wird für uns deutlich sichtbar, dass vor dem 1.FC Köln auf allen Ebenen noch eine Menge Arbeit liegt – während die Mannschaft ab morgen weiterhin alles dafür geben muss den Klassenerhalt zu erreichen, muss der Mitgliederrat eine neue Person finden, die dem bisherigen Anforderungsprofil entspricht und die oben genannten Werte ebenfalls unterstützt und proaktiv verfolgt. Der Vorstand wird weiterhin dafür sorgen müssen den 1. FC Köln in ruhiges Fahrwasser zu lenken. Darüber hinaus haben wir die Erwartung, dass er die Mitgliederinteressen nach demokratischen Vorsätzen vertritt und den Versuch unternimmt die Fanarbeit mithilfe bestehender Konzepte und Vorschläge zu verbessern.
Abschließend sind wir Fans weiterhin gefragt handelnde Personen kritisch zu hinterfragen, Begleitumstände zu beobachten und gleichzeitig sowohl die Mannschaft im Stadion, als auch den gesamten Verein beim Finden und Manifestieren einer eigenen und authentischen Vereinskultur zu unterstützen.
Nur zesamme simmer stark – Wir sind die Fans – Wir sind der Verein!