Hoffenheim, wie Hopp es leibt und lebt

Ausgebrüllt!?!

10. Dezember 2015 Kommentare deaktiviert für Attraktivität durch Solidarität Volkssport Fußball

Attraktivität durch Solidarität

Bereits im Dezember 2014 wurde an dieser Stelle ein Umdenken im Hinblick auf die Verteilung der Erlöse aus der zentralen Vermarktung der DFL gefordert. Die Diskussion rund um diesen Verteilungsmechanismus hat vor wenigen Wochen an Fahrt gewonnen. Verantwortlich dafür ist der FC St. Pauli in Person von Andreas Rettig. Er stellte bei der DFL den Antrag, dass alle Vereine, die aufgrund von Ausnahmetatbeständen die 50+1-Regel brechen, von der zentralen Verteilung der Erlöse auszuschließen sind.

Das mediale Echo auf diesen Vorschlag ließ nicht lange auf sich warten. Vehement wiesen die betroffenen Vereine die Forderung zurück. Besonders Rudi Völler tat sich diesbezüglich öffentlich hervor. Karl-Heinz Rummenigge sah in einem Ausschluss bestimmter Vereine von der Zentralvermarktung  den Anfang vom Ende des Solidargedankens. Die Verantwortlichen des Ligaverbandes versuchten derweil die Wogen zu glätten, indem sie die öffentliche Auseinandersetzung über das Thema geißelten.

Viele Vereinsvertreter halten sich allerdings bereits mit öffentlichen Äußerungen zurück oder äußern sich nur sehr verhalten und vorsichtig. Über die Beweggründe lässt sich nur spekulieren. Klar ist, dass jeder Geschäftsführer natürlich ein möglichst großes Stück vom Kuchen für seinen Verein erhalten möchte. Eine Möglichkeit besteht darin, dass der Kuchen insgesamt und somit auch jedes Kuchenstück größer wird. Aktuell erhalten die Erstligisten 80 % und die Zweitligisten 20 % der Erlöse, die einzelnen Vereine werden anhand ihrer Leistungen (Tabellenplatzierungen) entlohnt.

Somit erhält der FC Bayern den größten Anteil an den Erlösen, durch die nationalen und internationalen Erfolge, tragen die Münchener natürlich auch einen beachtlichen Teil zur Attraktivität der Liga bei. Allerdings kehrt sich dieser Effekt möglicherweise um, wenn das Starensemble von der Säbener Straße in den nächsten Jahren regelmäßig mit einem beachtlichem Vorsprung vorzeitig Meister wird. Um die Meisterschaft geht es den Bayern aber schon längst nicht mehr ausschließlich, viel mehr macht der Begriff von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit die Runde. Wenn die Vereine der Premier League immer mehr erlösen können, muss der FC Bayern dem eigenen Selbstverständnis nach auch immer mehr erlösen.

Aus diesem Grund wird im Freistaat oft eine Drohkulisse aufgebaut, die das Ende der Zentralvermarktung heraufbeschwört. Stattdessen wird eine individuelle Vermarktung aller Vereine ins Spiel gebracht. Dann würde jeder Klub mit den unterschiedlichen Anbietern verhandeln und seine Rechte am bewegten Bild individuell veräußern. Die Bayern würden in so einem Szenario deutlich mehr erlösen, während insbesondere kleinere Vereine nicht mehr annähernd dieselben Summen erlösen könnten. Das Leistungsgefälle würde sich noch weiter vergrößern, was sicher nicht im Interesse der Bundesliga und des FC Bayern ist.

Vielmehr geht es darum, insgesamt mehr zu erlösen. Zu diesem Zweck werden zukünftig Montagsspiele in der Bundesliga stattfinden. Karl-Heinz Rummenigge äußert auch immer wieder den Wunsch, dass es neben SKY weitere Anbieter geben müsse, die in einer Konkurrenzsituation den Preis für die Rechte nach oben treiben würden. Die Probleme solcher Überlegungen wurden bereits vor einigen Wochen an dieser Stelle erläutert. Dass die Erlöse nach der kommenden Verhandlungsrunde steigen werden, gilt indes als sicher.

Mittlerweile hat der FC St. Pauli seinen Antrag zurückgezogen. Doch die Diskussion um die Verteilung der Erlöse aus der zentralen Vermarktung darf dadurch nicht beendet werden. Schließlich ist die Diskussion auch nicht neu. Hans-Joachim Watzke brachte bereits vor geraumer Zeit den Vorschlag ein, neben Leistungsfaktoren auch andere Faktoren für den Verteilungsschüssel zu verwenden. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang eine Berücksichtigung von Mitgliederzahlen oder abgesetzten Eintrittskarten für Auswärtsspiele. So unterschiedlich sind die gewählten Diskussionsansätze der Herren Rettig und Watzke nicht.

Welche Vereine brechen die 50+1-Regel? Es sind unter anderem Vereine, die von einem einzigen oder einigen wenigen Geldgebern abhängig sind. Im Gegenzug bewegen Sie keine großen Fanscharen und gelten als Retortenvereine mit geringer Ausstrahlung. Alexander Wehrle brachte in diesem Zusammenhang den Begriff „Traditionsmarke“ in die Diskussion ein, und an dieser Stelle wird die Verbindung der vorherigen Ansätze der Herren Rettig und Watzke deutlich. Eine Berücksichtigung weiterer Faktoren im Verteilungsschlüssel wird zukünftig unumgänglich sein. Traditionsvereine, die seit Jahrzehnten die Massen elektrisieren, dürfen nicht ausschließlich anhand ihrer Platzierungen in der Tabelle bewertet werden.